Samstag, 7. Juni 2014

Unsere Tour durch's Outback (01.04.-07.04.2014)

Einen guten Aspekt an der ganzen Aufregung in Darwin gab es dann doch! WIR HABEN ENDLICH EINE ROUTE! Statt hasserfüllt und planlos weiterhin um Darwin herumzuschwirren, führt uns der Weg durch das Outback, quer über den Kontinent, nach Port Augusta in South Australia (der nächstgelegene Ort mit einer Verkehrsbehörde, wo wir unser Auto ummelden können). Aber um dort anzukommen, müssen erst einmal 2.722km Highway bezwungen werden. Auf dieser Strecke befinden sich einige Sehenswürdigkeiten, die wir uns sowieso im Laufe der kommenden Zeit ansehen wollten, also warum nicht auch jetzt schon?! ;)

Auf geht's! Tschüüüü Darwin
Die erste Raststätte/unser erstes Nachtlager (ca. 100 km von Darwin entfernt) erreichten wir natürlich nicht mehr im Hellen – wie ursprünglich geplant. Und so machten wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit allen möglichen Motten, Fliegen und Käfern, die absolut geil auf Licht sind und alles belagern, was sich in ihrer Nähe befindet – ALSO UNS! Aus dem Auto aussteigen und gemütlich Abendessen war also nicht möglich. Da entschlossen wir uns kurzer Hand das Auto nicht zu verlassen und nur das zu essen, wo wir auch ohne Aussteigen ran kamen: Toast, Käse, Chips und Bier. Perfekt! Auf unseren Vordersitzen verspeisten wir die Köstlichkeiten und schlürften das ein oder andere Bier. Auch als wir unser Bett herrichteten, verließen wir das Auto nicht, stattdessen krabbeln wir in den Rückraum auf die Matratze und räumen alles (Kühlbox etc.) auf die Vordersitze. Darin sind wir mittlerweile ziemlich gut ;)
Die Nacht war leider alles andere als gut! Die brutale Hitze und die unermüdlichen Mücken zwangen uns die Klimaanlage zwischendurch immer wieder anzumachen. Ich habe in meinem Leben noch nie so geschwitzt. Dagegen ist Sauna Kindergeburtstag!

Der nächste Morgen begann mit Wallabys sowie Frühstück und setzte sich mit einer schönen Outdoor Kanister-Dusche fort. Ja, richtig gelesen „schöne Kanister-Dusche“! Am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber viel besser als überhaupt nicht waschen; und Wasser ist Wasser ;) Und das Freiluftduschen macht ja auch bei diesen Temperaturen überhaupt nichts. Im Gegenteil: im Prinzip hält die Erfrischung nur kurz an, denn nach ner Stunde ist man wieder komplett durchgeschwitzt. Das Klima in dieser Gegend hat uns einige unangenehme Tage und Nächte beschert.


Nach der verschwitzen Nacht ist alles beschlagen.

Beifahrersitz wird nachts zum Stauraum

Wer sieht das Wallaby?

erstmal lüften ;)

An einem Zwischenstopp in Katherine haben wir mal nachgesehen, was Google Maps zu unserem Vorhaben sagt. Nur noch 2.400km... ;)

Insgesamt ist in diesen Tagen nicht viel passiert, außer: Essen, Schlafen und VIEL AUTOFAHREN. 80% der Zeit haben wir im Auto bzw. auf dem Highway in Richtung Süden verbracht. Unser Weg führte uns durch sämtliche Vegetationszonen, vorbei an zahlreichen Cattle Stations, lebendigen und toten Tieren; das Outback hat uns immer gezeigt wie viele Fliegen es zu bieten hat. Diese penetranten Biester halten sich am liebsten in der Nähe der Augen, Nasen und Ohren auf. Man fühlt sich wie ein Rind, das von Fliegen belagert wird. Da hilft nur SICH BEWEGEN oder wie verrückt mit den Händen um sich schlagen!
Die Abende und Nächte verbrachten wir auf Rastplätzen. Es ist nicht ratsam das Outback in der Dunkelheit zu durchqueren, denn nicht nur Motten und Käfer flattern fröhlich durch die Nacht, sondern auch Kängurus werden aktiver und nehmen die Straße für sich ein.


Nur selten hatten wir die Gelegenheit unsere Campingstühle rauszuholen und draußen zu essen (wegen Fliegen und anderem Viehzeug)

Unser zollfreier Gin darf nicht fehlen ;)

unser Bett, darunter befinden sich einige Kisten mit Geschirr, Essen und unseren Sachen

ist ziemlich gemütlich

meistens wurde während der Fahrt gegessen, alles griffbereit ;)

Blog Schreiben ist auch ein guter Zeitvertreib
Teilweise waren die Strecken ziemlich langweilig und ermüdend (1.200km (!!!) auf dem Stuart Highway immer geradeaus :/). Außer endlose Busch- und Graslandschaft sowie die EINE STRAßE, auf der man fährt, gibt’s nicht viel zu sehen. Wenn man Glück hat, sieht man ein paar grasende Rinder oder Rinder, die ins Gras gebissen haben. Unser Spritverbrauch musste immer genau abgestimmt werden, denn zwischen den Ortschaften/Siedlungen liegen nicht selten bis zu 300km. Ein weiterer Grund auf seinen Dieselverbrauch zu achten, sind die Spritpreise in den Siedlungen mitten im Outback. Aus diesem Grund haben wir unseren Tank sowie unsere beiden Benzin-Kanister vollgetankt, bevor wir in den „Busch“ gefahren sind. Das Outback zu durchqueren ist ein kleines Abenteuer, denn man weiß nie, was kommt. Aber wir hatten auf unserer kleinen „Mission“ immer Glück und alles ist gut gegangen, was wir nicht zuletzt unserem Jack zu verdanken haben! Wir sind ziemlich stolz auf Jack, dass er seine Feuertaufe ohne Probleme gemeistert hat und uns nicht im Stich gelassen hat ;)


"Biegen Sie nach 1.212km rechts ab."

Straße mit Bäumen und Wolken

Der Captain und sein Co-Pilot

Fahrer-Wechsel... wie fährt man nochmal ein Auto?! >.<

Straße mit abgebranntem Busch und kleinen Wolken

Straße mit Busch, Wolke und Truck

Manchmal wurden wir mit schönen Sonnenaufgängen nach Horror-Nächten entschädigt.



Straße mit sichtlich weniger Busch... es wird langsam "wüstig" ;)

keep on rollin'

Achso… Und die restlichen 20% unseres Outback-Aufenthalts haben wir in den Siedlungen verbracht, um zu duschen, Lebenszeichen in die Heimat zu schicken (keinen Empfang im Busch) oder einfach die Kuriosität dieser Städte und Orte zu genießen:
Der erste kuriose Ort auf der Strecke war Tennant Creek (erreicht am 03.04.; ca. 1.500km südlich von Darwin und 500km nördlich von Alice Springs). Fasziniert daran hat uns die Aborigine-Einwohner-DICHTe in zweierlei Hinsicht ;) Denn sie waren nicht nur (stark) alkoholisiert, sondern auch in einer großen Anzahl vertreten.
Bereits in Darwin sind wir auf diese Bevölkerungsminderheit aufmerksam geworden, bzw. haben sie selbst lautstark auf sich aufmerksam gemacht. Egal, wo man sich aufhält, die Idylle wird von betrunkenen Aborigines getrübt, die sich gegenseitig bedrohen und anschreien (wer sich das nicht vorstellen kann: DENKT AN (die Bahnhofsstraße in) RIESA ;)).
Naja jeden Falls herrschte die gleiche Situation in Tennant Creek. Allerdings kommt hinzu, dass ca. 90% der Einwohner dieser Bevölkerungsgruppe abstammen. Aber noch erstaunlicher war, dass wir sogar arbeitende Aborigine-Bevölkerung angetroffen haben. In einem kleinen Supermarkt im Ort werden ausschließlich Aborigines beschäftigt. Das haben wir zuvor noch nicht gesehen bzw. ist das auch ziemlich ungewöhnlich, denn diese Bevölkerungsgruppe hat in Australien keinen leichten Stand… 

Als wir Tennant Creek verlassen haben, wurde es in Richtung Süden zunehmend kühler, sodass am Abend mit der Sonne sowohl Fliegen als auch Mücken verschwanden. Endlich hatten wir mal eine angenehme Nacht. Ohne stehende Hitze und ohne lästige Biester! ENDLICH wieder „normale“ Temperaturen. Ich musste mir sogar einen Pulli überziehen. Es wehte sogar ein kleines Lüftchen. JUHUU! ;) (und ich meine nicht Christian’s Lüftchen!!! ;))

Alice Springs erreichten wir einen Tag später (04.04.). Auch diese Stadt hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Einen Ort, der sich mitten im Outback befindet und von Steinwüste umgeben ist, haben wir uns irgendwie verkommen und klein vorgestellt, aber Alice Springs ist eine sehr schöne und ziemlich große Stadt. Irgendwo im Nirgendwo und doch mit allem, was man zum Leben braucht und sogar mehr: viele verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Bars, gute Infrastruktur etc. Von Alice Springs aus machten wir einen kleinen Abstecher zum „Ellery Creek Bighole“ (ca. 100km westlich von Alice). Und noch am späten Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden, um die Nacht nicht in Alice Springs und auch weit genug entfernt von Alice zu verbringen. Bei Nacht ist die Stadt ein gefährliches Pflaster (wütende Aborigines!). Auf der Raststätte/Nachtstätte ca. 65km südlich von Alice Springs haben wir zwar keine wütenden Aborigines angetroffen, aber einen alten, verrückten Mann, der uns seine verrückte Lebensgeschichte erzählt hat (er ist 71 und stammt aus Bochum, lebt schon seit 50 Jahren in Australien und spricht besser Englisch als Deutsch, wurde gerade von seiner Freundin verlassen und hat nun nur noch seine schwerhörige Katze; er hatte in Adelaide ein Taxi-Unternehmen und einige Taxi-Mafia-Schlägereien hinter sich). Während er uns sein halbes Leben erzählt hat, haben wir im Schein unserer Super-Lampe namens E.T. Toastbrot, Thunfisch und Zwiebeln verspeist.


Fahrer-Wechsel

Wer nicht fährt, darf trinken. Und wer fährt, darf auch trinken (manchmal) ;)

Das macht er ganz super, der kleine Jack.

Nächster Stopp: Alice Springs

Ellery Creek Bighole

Christian, ich und die Fliegen am Ellery Creek

unser Rastplatz außerhalb von Alice Springs (im Hintergrund sieht man den Camper des alten, verrückten Mannes)

viele Raststätten haben sie, andere Raststätten haben sie wiederum nicht: TOILETTEN :D
Das nächste Highlight auf der Tour war der Ayers Rock (oder auch „Uluru“) (erreicht am 05.04). Aber bevor wir uns dieser Sehenswürdigkeit hingaben, wurde es mal wieder längst Zeit für eine Dusche!!! Wir fanden eine Raststätte, wo wir für 3$ duschen konnten. Das kostenlose Kanister-Outdoor-Duschen haben wir aufgrund der Fliegen-Plage und morgendlichen Kälte so langsam aufgegeben. Aber irgendwie muss man ja mal duschen und da kommen solche Raststätten sehr gelegen. Duschen ist LUXUS ;) Frisch geduscht ging es erst zu den „Olgas“ und dann zum Uluru. Es gibt einige Wander-Wege und verschiedene Strecken, um den Ayers Rock zu umwandern und aus jedem Winkel zu betrachten. Wir bevorzugten den Weg AUF den Uluru und noch einmal mit dem Auto drumherum, schließlich war das Hochkrakseln anstrengend genug ;) Man findet kaum Worte für die Eindrücke, die dieser Ort bei uns hinterlassen hat. Dieser Felsen ist unbeschreiblich cool ;)
Den Abend verbrachten wir an einer Raststätte nahe des Ulurs, um am nächsten Tag wieder fit und ausgeschlafen in Richtung Süden zu starten.


Auf zum roten Brocken!

Fahrer-Wechsel im Schlafanzug ;)

Da kann man ihn schon sehen ...

... aber zuerst geht's zu den "Olgas".




Wir beide und die "Olgas"

Die Olgas lassen wir hinter uns, wir fahren zum Uluru!

unsere Wahl fiel AUF diesen Uluru-Wanderweg



teilweise ziemlich steil, gibt keine Stufen, nur eine Metall-Kette, an der man sich festhalten kann

Uluru von oben

Auf unserem Weg UM den Uluru (mit dem Auto)




Liebe Grüße vom Uluru in die Heimat!

Am nächsten Morgen sattelten wir die Pferde und folgten wieder dem Ruf der Geier. Während unserer 11h auf dem Highway passierten wir endlich die Grenze zwischen Northern Territory und Sout Australia, und wir erreichten am Abend die Stadt Coober Pedy. Dieser Ort ist der (vor)letzte Höhepunkt vor unserer Ankunft in Port Augusta. Da wir wiedermal erst bei Dämmerung unser Zwischenziel erreichten, nahmen wir uns die Besichtigung Coober Pedys für den darauffolgenden Tag (07.04.) vor. Und mein lieber Herr Gesangsverein, die Stadt ist abgefahren! Dieser Ort liegt mitten in der Wüste. Das Leben dort findet zu einem Großteil unter der Erde statt, denn im australischen Sommer herrschen hier ca. 55°C! Bei diesen Temperaturen kann man sich nur unter der Erde verkriechen. Gebäude, die nicht unter der Erde liegen, haben keine Fenster. Obwohl ab und zu mal ein Auto durch die Straßen fährt und man Leute im Supermarkt antrifft, macht alles irgendwie einen sehr verlassenen und leblosen Eindruck. Überall sieht man viel Blech-Schrott, abgestellte Bergbau-Maschinen, Auto-Wracks, Blechhütten, einige Tankstellen (ziemlich viele für diesen kleinen Ort), alle Farben Ton in Ton und sehr windig. Hier könnte man super Zombie-, Horror- oder Nachkriegs-Filme drehen (angeblich wurde hier schon ein Nachkriegs-Film gedreht). Unterstützt wird die Atmosphäre durch die umliegende Mondlandschaft. Rund um den Siedlungskern sieht man Wüste und die markierten Eingänge zu den unterirdischen Opal-Mienen (hier gibt’s das größte Opal-Aufkommen Australiens).

Highway to Hell?

Dieses Kamel läuft über keine Straße mehr.

kurz vor Coober Pedy

Tanken in Coober Pedy

seltsame, einsame Stadt

aber irgendwie cool

überall Schrott





gutes Film-Set





Und schon verlassen wir wieder diesen außergewöhnlichen Ort.
Ein allerletzter Höhepunkt (v.a. für Christian) war unser kurzer Stopp in der Stadt Woomera. Dieser Ort war zwar nicht so eintönig und unterirdisch wie Coober Pedy, dennoch hat man hier keine Menschen angetroffen. Viele Häuser standen leer, keine Autos auf der Straße… Gruselig. Nicht nur deswegen hatte der Ort einen Reiz für uns, sondern auch weil hier 1962 die ersten Satelliten und Raketen (für Australien) in den Orbit geschossen wurden. Dazu gibt’s einige Ausstellungsstücke zu bewundern.


in Woomera



In Port Augusta endet unsere Outback-Tour.

und zu guter letzt: die gesamte Route von Darwin nach Port Augusta
Liebste Grüße und bis bald!
Eure Schul(t)zens